Enttäuschende Diskussion zum Nahverkehrsplan 2026

Enttäuschende Diskussion zum Nahverkehrsplan 2026

Von links Martin Bäumer (CDU), Thomas Groß (Linke), Birgit Wordtmann (Grüne), Heiko Panzer (SPD), Diskussionsleiter Tobias Pischel

Die lange angekündigte Diskussionsveranstaltung zum Nahverkehrsplan 2026, der im Dezember in Stadt und Landkreis Osnabrück verabschiedet wird, war in vielerlei Hinsicht enttäuschend: Von den sechs angekündigten Politikern waren zwei nicht erschienen, knapp 30 Teilnehmer nach wochenlanger Werbung, darunter gerade mal fünf Interessierte aus dem Landkreis und kaum Vertreter aus der Verkehrsszene, dokumentieren eindrücklich das öffentliche Desinteresse an dem Thema.

Inhaltlich betonte Thomas Groß (Linke, Stadt), dass der Schienenverkehr in und um Osnabrück ausgebaut, endlich ein Verkehrsverbund geschaffen und ein Sozialticket eingeführt werden müsse. Zudem erinnerte er daran, dass das Projekt Stadtbahn endlich in Osnabrück ernsthaft in Angriff zu nehmen sei. Martin Bäumer (CDU, Landkreis) forderte einen verlässlichen Taktverkehr, einen Bahnhalt in Alfhausen und wies darauf hin, dass nicht jeder Bürger von jedem Punkt des Landkreises mit dem ÖPNV transportiert werden könne. Birgit Wordtmann (Grüne, Landkreis) will den ÖPNV attraktiver machen, den On-Demand-Busverkehr ausbauen, die Verkehre miteinander besser verknüpfen und die Teilhabe aller Menschen steigern. Heiko Panzer (SPD, Stadt Osnabrück) will den Busvorrang in Osnabrück verbessern und die Busspur an der Iburger Straße realisieren. Den Umweltverbund (Bus, Rad, Fuss) will er auf 70 Prozent Anteil am Verkehr bringen, die Achsen der Metro-Busse und der übrigen Busse besser verknüpfen und mehr On-Demand-Verkehre einführen.

Aus meiner Sicht war die Veranstaltung nicht nur aus den o.g. Gründen enttäuschend, sondern auch inhaltlich. Bis auf den Vertreter der Linken waren die Parteienvertreter nicht bereit, an die Frage der Organisation des ÖPNV in der Region heranzugehen. Die Trennung in einen gemeinwirtschaftlichen Busverkehr im Stadtgebiet und einen eigenwirtschaftlich betriebenen im Landkreis, in dem also die Unternehmen sich selbst finanzieren (müsen) und natürlich auch Gewinne machen wollen, hat eine strukturelle Desorganisation und Unterschiedlichkeit zur Folge, die von den Parteienvertretern als gegeben gesehen wird. Entsprechende Vorschläge und Eingaben z. B. vom VfM werden nicht in irgendwelche Überlegungen einbezogen. Bundesweit und auch in Niedersachsen werden seit 50 Jahren zug um zug Verkehrsverbünde eingerichtet – der Großraum Osnabrück mit mindestens 1,1 Millionen Einwohnern zwischen Bielefeld, Münster und Osnabrück bleibt neben dem Emsland ein weisser Fleck auf der Karte.

Ein weiterer Aspekt, an dem die meisten Diskussionen über den ÖPNV kranken, störte auch hier extrem und bringt letztlich die ÖPNV-Diskussion überhaupt nicht weiter und erst recht die Wirklichkeit des ÖPNV: Auf der einen Seite werden politische Forderungen erhoben, wie, jeder Landkreis-Bewohner müsse an jedem Ort nahen Zugang zum ÖPNV haben – egal wie dünn die Besiedlung und wie weit die Entfernung zum nächsten Haus. Derartige Forderungen und Wunschkonzerte sind Futter für all diejenigen, die am ÖPNV nicht groß etwas verbessern wollen, sondern das Auto als Allheilmittel sehen. Auf der anderen Seite wird nicht gesehen, dass wir erheblich weiterkommen würden, wenn das bestehende System bunt, sauber, zuverlässig, beleuchtet, komfortabel, pünktlich, klar usw. wäre, sodass es attraktiv für all die Viel-Autofahrer würde, die den ÖPNV in der Nähe haben, und aus dem Auto in den Bus umsteigen (könnten). Viel Geld für den Anschluss des letzten Hauses in Schwege auszugeben, bewirkt weniger für die Gesamtsituation, als das bestehende System richtig attraktiv für die große Mehrheit zu machen.

Ein Ticket für Bus und Bahn, eine zentral gesteuerte App, eine Leitstelle, ein Unternehmensauftritt mit einem Logo, ein gemeinwirtschaftliches System und die Akzeptanz des ÖPNV als ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge und ein dem Gemeinwohl dienendes System sind die Zukunft des ÖPNV in Stadt und Land Osnabrück. Alles zum Nahverkehrsplan im Großraum Osnabrück hier.

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