In Osnabrück sollen im ÖPNV Kosten eingespart werden. Und das Herz des ÖPNV – der Neumarkt – soll künftig nur noch mit der Hälfte der Busse, genauer gesagt nur noch in eine Richtung, angefahren werden. Viele Verkehrsinitiativen wehren sich gegen die Verschlechterungen im ÖPNV in Osnabrück. Diese werden logischerweise Verschlechterungen des ÖPNV im Umland zur Folge haben. Der VfM hat immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Stadt und Landkreis Osnabrück als eine Verkehrseinheit zu sehen sind und wir endlich einen gemeinsamen ÖPNV-Verbund brauchen.
Wie der Liniennetzplan Niedersachsen (fotografiert in einem Zug der Nordwest Bahn) zeigt, ist die Region Osnabrück im wahrsten Sinne des Wortes ein weißer (ÖPNV-) Fleck. Wir haben ein ÖPNV-System in unserer Region, was in der Realität ein riesiges Durcheinander mit zig Interessengruppen, zig Zuständigkeiten, komplizierten Finanzierungsstrukturen, zig Organisatoren, Behörden, Kommunen und Mitspielern ist.
Im März 2025 haben wir das System detailliert beschrieben. Es bleibt die Hoffnung, dass die derzeitge Diskussion im Landkreis zu einem echten Verbundsystem ÖPNV führt. Für die Stadt Osnabrück und zu den angekündigten Kürzungen hat die „Pro Stadtbus Osnabrück“ Initiative einen präzisen und konstruktiven Vorschlag erarbeitet, über den die NOZ berichtet hat.
Folgend die Vorschläge der Initiative im Original:
Pro Stadtbus Osnabrück mahnt: Nicht an Akzeptanz durch Fahrgäste sparen!
Die Arbeitsgemeinschaft Pro Stadtbus Osnabrück akzeptiert, dass angesichts der zum Handeln aufrufenden Haushaltslage der Stadt Osnabrück auch das Stadtbusangebot vom Stadtrat kritisch hinterfragt wird, um absehbare Haushaltsdefizite verantwortungsvoll einzugrenzen.
Dabei ist zu beachten, dass es landesweit nirgendwo städtischen Busverkehr ohne Zuschussbedarf gibt. Eine viele Millionen schwere Geldausgabe, die auch Kundenakzeptanz und Betriebskosten beim Stadtbus betrifft, ist die beschlossene Umleitung vieler Linienbusse um den Neumarkt herum. Auch wenn ein Neumarktfrieden aus Stadtratssicht nur mit millionenschwerem Umbau der Johannisfreiheit möglich sein darf: Die dahinter stehenden guten Absichten müssen nicht endgültig begraben werden, würden sie angesichts der Haushaltslage klugerweise für die kommenden Jahre mit dem gebotenen Verantwortungsbewusstsein zurückgestellt.
Betriebskosten beim Busverkehr lassen sich bekanntermaßen massiv senken, wenn Linienbusse an Lichtsignalanlagen eine elektronische Busspur nutzen könnten, die ihnen flotteres Vorankommen sichern. Nebeneffekt: Mehr Bürger und Gäste als heute akzeptieren den Bus. Sinkender Energieverbrauch beim Bus ist zudem ein Beitrag zum Klimaschutz, soweit der angesichts der Haushaltslage beim Stadtrat überhaupt noch eine Rolle spielen darf. Wenn im Busnetz zunächst jene Ampeln eine Busbeeinflussung bekommen, die keine grüne Welle beim Individualverkehr stören, wäre schon mal ein erheblicher Kostenteil gespart. Die Zahl der eingesetzten Busse und Fahrer würde sinken.
Die Vorschläge der Stadtverwaltung betrachtet Pro Stadtbus Osnabrück mit der Befürchtung, die Abwärtsspirale beim Busverkehr in Osnabrück werde noch einmal beschleunigt. Alle Busse der Ringlinie zeigten nach Zählungen der Arbeitsgemeinschaft zwischen 5 und 19 Uhr im Januar 2024 im Abschnitt Haste – Dodesheide – Schinkel (Umsteigeknoten Rosenburg) selbst ohne Berücksichtigung der Schüler zweistellige Nutzerzahlen. Die Einstellung des Abschnitts zum Februar letzten Jahres bleibt aus Sicht von Pro Stadtbus Osnabrück unverantwortlich. Nun solle auf Verwaltungsvorschlag auch der „Rest“ der Ringlinie bis Westerberg aufgegeben werden. Akzeptanzgrund der Ringlinie waren stets die vielen Verknüpfungspunkte mit anderen Taktbuslinien in die Stadtteile Eversburg, Pye, Haste, Dodesheide, Widukindland, Richtung Lüstringen und Belm. Das sparte Busnutzern sehr viel Zeit. Obendrein ließen sich durch die Ringlinie Umstiege am Neumarkt mit seinen weiten Fußwegen zum Anschlussbus und seiner nicht mehr erkennbaren Aufenthaltsqualität vermeiden. Die Ringlinie hatte zuletzt eine Sechstagewoche. Vorschlag: Ein Angebot nur montags bis freitags und nur von Betriebsbeginn bis gegen 19 Uhr könnte mit Blick auf die Haushaltslage Fahrgästen vermittelbar sein.
Im Bereich Schölerberg bedient die 17 beiderseits des Linienweges Menschen im Geschossbaubereich. Entsprechend gut ist auch die Nachfrage, obwohl SWO Mobil hier einen besonders unzuverlässigen Vertragspartner fahren lässt, so dass es seit Jahren immer wieder zu massiven Busausfällen kommt. Die Linie 17 nutzt den kürzesten Weg zum Hauptbahnhof, auch das erklärt ihre Beliebtheit und gute Auslastung auch abseits des Schülerverkehrs. Mit Blick auf die Haushaltslage schlägt Pro Stadtbus Osnabrück vor, die Linie wenigstens noch halbstündlich (seit Einstellung der Straßenbahn in Osnabrück verkehrt die Linie alle 20 Minuten) verkehren zu lassen, notfalls nur montags bis samstags und nur bis gegen 21 Uhr.
Werden auf nahezu allen Buslinien Gelenkbusse eingesetzt, lassen sich auch auf den Metrobuslinien Takte von 10 auf 15 oder 20 Minuten strecken, vor allem im Zeitfenster 8 bis 12 Uhr. So wird es im Ferienfahrplan bereits praktiziert. Generell allerdings leide die Akzeptanz, freiwillig den Bus zu nutzen, wenn Fahrgäste länger als 30 Minuten auf die nächste Fahrgelegenheit warten müssen, betont die Arbeitsgemeinschaft. Wochentag und Uhrzeit spielen hierbei keine Rolle. Das sollten Entscheider bitte im Blick haben, wenn sie aus Gründen des Umweltschutzes Angehörigen-Taxis vermeiden wollen. Das gelte auch für die Festlegung künftiger Betriebszeiten: Jugendliche, Auszubildende, Arbeiter blieben oft auf Busangebote angewiesen. Der Stadtrat möge begreifen, dass es unklug ist, wenn sich Schichtarbeiter, Menschen, die in Jugendhilfeeinrichtungen, Kliniken, Senioren- und Pflegeeinrichtungen arbeiten, mangels Busangebot zur Autonutzung gezwungen sehen. Ein akzeptables Busangebot gilt weithin als Wirtschaftsfaktor, wenn Arbeitgeber Mitarbeiter halten oder neue suchen, die Arbeitsstätten bei jedem Wetter sicher, flexibel und zuverlässig erreichen können.
Das durch aktuelle Zählungen belegt bemerkenswert gut genutzte Nachtbusangebot an Wochenenden bedeute nicht nur Sicherheit gerade für junge Menschen auf dem Nachhauseweg. Seine dem Stadtrat vorgeschlagene Abschaffung leiste aus Sicht von Pro Stadtbus Osnabrück im übrigen dem Beherbergungsgewerbe und der Gastronomie der Friedensstadt einen Bärendienst.